Mittwoch, 13. Mai 2009

Bildungsstreik- Gegen wen kämpfen wir eigentlich?(Irmsch)

Meine Lieben!

Mein erster Auftritt hier ist ein wutentbrannter, ein frustrierter, einer voller Abscheu.
Wo sind die Stimmen geblieben, die sich erheben? Wo die denkenden Menschen, die sich zu wehren versuchen?
Wenige sind es geworden.
In der Vorbereitung auf den Bildungsstreik 2009 hatte die Germanistik der Uni Göttingen zur Vollversammlung geladen. Es kamen wenige. Aber sie waren motiviert. Sie waren bereit ihren Gedanken eine Stimme zu geben, eine leise, hartnäckige, konstruktive. Zwei überaus bereichernde Stunden, ein Stück verloren geglaubter studentischer Kultur.
Keine "Rauf auf die Barrikaden und alles niederreißen"-Stimmung, sondern die Formulierung gut überlegter Forderungen. Nichts von "außer heißer Luft nichts geblieben", sondern die Gründung von Arbeitsgruppen.
Die Idee: klare Statements, klare Stellungnahme, kleine Schritte, die gemeinsam einem großen Ziel entgegenstreben: der Verbesserung der Studienbedingungen.

In Hochstimmung verließ ich den Hörsaal, motiviert all die Meckerer und Stöhnenden zu animieren, mitzumachen.

Doch alles, was ich bekam, war ein heftiger Schlag ins Gesicht.
Lächelnde Seminarteilnehmer, die keinen Kommentar machten außer: "Haben wir dann also frei in der Woche des Bildungsstreiks?"

Die sich zu beschäftigt vorkommen, um zwei Stunden ihrer Zeit zu opfern, sich aber regelmäßig über die Bedingungen an der Uni das Maul zerreißen.

Ich stehe vor diesen Menschen und frage mich mal wieder: Gegen wen kämpfe ich eigentlich?

Und ich bin wütend, dass der Eindruck entsteht, die Beschwerden kämen nur von einigen wenigen, links-radikalen, weltfremden Vollidioten. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es so wenige gibt, die an der Möglichkeit festhalten, Schritt für Schritt Dinge zu verändern.

Warum muss denn alles benotet werden? Warum können wir nicht selber entscheiden, was wir benoten lassen? Warum werde ich gezwungen, Seminare zu belegen, die mir nichts nützen, während andere Seminare zu voll sind, als das alle, die sich dafür interessieren, sie belegen könnten? Warum gibt es Anwesenheitslisten, wenn doch jeder selbst Verantwortung für seine Ergebnisse übernehmen könnte?
Die Liste würde wohl den Rahmen des Blogs sprengen...

Es sind solche Tage wie heute, die mich an der Denkfähigkeit der "Bildungselite" zweifeln lassen. Denn es verlangt keiner, dass sich jeder einzelne über seine Fähigkeiten und Kräfte hinaus aufopfert... Aber wenn jeder ein bisschen beisteuert, dann erreicht die Gemeinschaft viel.

Oder?
Ich wäre dankbar für Meinungen, für Gedanken, für einen Einblick in "die Anderen", die ich nicht verstehen kann...

4 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Nunja, also ich denke auch öfter mal darüber nach über Protestkultur und solche Dinge, aber komme dann eigentlich zu dem Schluss, dass es momentan einfach viel zu in Ordnung ist, als dass sich viele Menschen dafür den Arsch aufreißen würden, um dies zu ändern. Ich persönliche empfinde die allgemeine Studiensituation auch nicht als Plage, mal abgesehen von Studiengebühren, die keine merkliche Verbesserung bringen. Kann aber auch sein, dass mein Studiengang eh keinen besonderen Einfallsreichtum zulässt was die Gestaltung des Ganzen angeht. Aber bei einem Fach wie Physik wäre es ja auch vermutlich nicht angemessen viel Spielraum zu lassen. Letztendlich ist das was man an der Universität bekommt ja eine Ausbildung, die einen für irgendeine Art von Arbeit qualifiziert, was irgendwie für einen Arbeitgeber noch halbwegs überprüfbar sein muss. ->ich kann keinen Physiker einstellen, der nur Spaßseminare gemacht hat ^^. Ich kann mir aber in geisteswissenschaftlichen Bereichen vorstellen, dass die Pflichten da ziemlich ätzend sind, weil das eine ja eh genau so viel bringt wie das andere :D also das soll nicht böse gemeint sein, du weißt schon.Fazit: Ich würde gegen Studiengebühren protestieren, wenns ne große Demo gäbe und ich Zeit hätte, kann aber von mir selbst nicht sagen, dass ich die Lernbedingungen einengend finde.

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  3. achja: generell kannst du das ganze doch darauf zurückführen, dass bildung zielgerichteter wird, weil wegen kapitalismus und so XD, du weißt ja, was wir letztens besprochen haben

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  4. "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart." - Curt Goetz, deutsch-schweizerischer Schriftsteller und Schauspieler.

    Muss zwar sagen dass ich den Mann nicht wirklich kenne aber ich mag das Zitat :D

    Zum Thema: Ich bin zwar Azubi und kein Student aber dieses Muster lässt sich prinzipiell an allen Orten ablesen. Vergiss die schöne Vorstellung dass doch alle Leute irgendwie wohlwollend, engagiert und begeisterungsfähig sind. Sie sind es definitiv -in der Mehrheit- nicht. Natürlich meckert jeder. Was glaubst du was Menschen Tag für Tag in der Kantine tun? Sie meckern. Sie tun es in der Regel mit Humor und das macht die Sache wenigstens konstruktiv da die Leute so mal erzählen können was sie so alles ankotzt. Aber die wenigsten nehmen das Heft in die Hand und versuchen etwas dagegen zu tun und ich denke das liegt erstens daran dass die Leute genug damit zu tun haben ihre eigenen und die von der Gesellschaft an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. (Schließ so schnell und gut wie du kannst dein Studium ab denn sonst kannst du dem Wettbewerb nicht standhalten und endest arm und unglücklich) Und zweitens glaubt heutzutage eh kaum noch jemand daran irgendetwas ändern zu können. Man braucht sich ja nur mal die Wahlbeteiligung anzuschauen dann weiß man bescheid.
    Letztlich solltest du nicht der Illusion erliegen dass Menschen bereit sind überdurchschnittliches Engagement ausfzubringen nur weil man ihnen, in welcher Form auch immer, einen bestimmten Bildungsstand bescheinigt.

    Naja, genug Sozialpessimismus. Letztlich ist es immer schwierig Dinge zu verändern. Lass dich durch die geballte Ignoranz deiner Mitmenschen nicht entmutigen, sie sind nunmal einfach so. :D

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