Diese Woche war geprägt vom Chaos des Festivals und überschattet durch mehr und mehr Fälle von Dengue in der amerikanischen Truppe. Sie zeichnete sich aus durch die unfassbare, mich sprachlos hinterlassende Gastfreundschaft der Inder, durch stetig ausfallenden Unterricht, durch meine ersten Lehrversuche mit zwei Studierenden bzw. mit einer Studentin und der Unmöglichkeit Pläne zu schmieden. Ich musste oft gegen Tränen ankämpfen, sei es aufgrund der Enttäuschung, dass wieder niemand zum Unterricht erschienen war, oder wegen der Hilflosigkeit im Angesicht der Lebensbedingungen eines Großteils der Menschen in diesem Land. Ich tauchte ein in die Traditionen, die Mythologie, die Religion und auch die Unfreiheit der Frauen. Ich trug einen Sari, kämpfte mich durch Menschenmassen, fühlte mich im Angesicht des Lichtermeers an Weihnachten erinnert, rang mit Worten, um meine Gefühlswelt zu beschreiben, erkundete zu Fuß die Gegend, wandelte in den Räumen des Aga Khan Palace und auf Gandhis Spuren bis zu seiner Asche, genoss den Anblick eines blauen Himmels, litt unter der nun folgenden Hitze (die hier nur als angenehm charakterisiert wird, für mich aber fast unerträglich ist), verfolgte in der Zeitung die Auswirkungen des Terroranschlags auf die German Bakery am 26.11.2009 (die Festnahme der Drahtzieher, die Diskriminierung von Muslimen), begeisterte mich erneut für die Tänze und den ihnen innewohnenden Geschichten, begann über den Begriff Freundschaft nachzudenken, war gerührt von einem überraschenden Geschenk einer Studentin, fühlte mich überfordert damit, für viele Menschen eine Attraktion zu sein und bemerkte schließlich, wie bitter nötig ein Tag Ruhe war.
Sicher für die nächsten Wochen sind eine Reise nach Aurangabad und zu verschiedenen Höhlen, ein Trip nach Goa und die Übernahme einiger Stunden im neu kennengelernten Fergusson College. Die Einzelheiten können nicht geplant werden. Sie ergeben sich von Tag zu Tag, bisweilen von Stunde zu Stunde. Noch wehrt sich etwas in mir hartnäckig gegen die indische Mentalität, erlaubt ihr nur sehr langsam, mich zu ergreifen...